Donnerstag, 4. Januar 2018

Happy 2018 ... oder Erinnerungen und Philosophisches ...


Na Ihr? Seid Ihr gut nach 2018 gekommen? Ich wünsche Euch das Allerbeste für das neue Jahr! Ich sehe es wie so auf dem Bild oben, eine noch leere Straße und ich überlege mir gerade, langsam loszufahren. Nach meinem Urlaub. :-)

Bei mir ging es so, die Erkältung war nicht weg, ist sie bis jetzt nicht wirklich, ich hatte Symptome und war weniger in Feierlaune. Sofasilvester halt. Ich bin auch seit Tagen auf einem Denktrip, ich philosophiere vor mich hin und genau das wird das Geschreibsel heute. :-)

Und so gesehen, mich treibt es im Moment um, mich beschäftigen Gedanken, ich entscheide die eine oder andere Sache und habe angefangen, mein Arbeitszimmer auszumisten. Ich bin sehr rigoros und habe sogar entschieden, mein Archiv mit Modezeitungen bis auf einen kleinen Rest aufzulösen. Ich denke mir, was ich die letzten 10 Jahre nicht einmal mit einem Blick gewürdigt habe, werde ich auch in Zukunft nicht mehr wirklich ansehen. Und so schaffe ich wahre Löcher, Platz für Neues und Aufregendes und Spannendes und Dinge, die sich lohnen aufbewahrt zu werden, zumindest für den Moment. Dazu höre ich meine beiden derzeitigen Lieblings CD's. Mit a-ha schwelge ich im aktuellen Album in meiner Teeniezeit und mit Till Brönner im Jazzhimmel. Ich habe mich da gerade festgehört. :-)

Fräulein Trulla hat sich auch beschwert. Und hat fortgesetzt, nun, da sie sich mit den kleinen Erkältungsrotzern noch herumstreitet, mich ein wenig darauf hinzuweisen, dass sie ja auch noch da ist. Ist sie? Ich weiß es nicht, ich glaube, ich bin mittlerweile ganz gut darin, sie ab und an geflissentlich zu ignorieren.


Bald feiert sie ja Geburtstag. In Kürze bin ich 13 Jahre mit ihr unterwegs und ehrlich gesagt, blicke ich auf das Drama am Anfang zurück, denke ich mir manchmal, das eine oder andere würde ich vielleicht anders machen.

Beispiel? Im letzten Jahr (das ist jetzt komisch, ich hänge ab und an noch in 2017 herum, weils ja doch ganz nett war da) begegnete ich vielen Menschen mit MS, die viele Fragen hatten. Eine davon war, wann es der richtige Zeitpunkt ist, der Familie mitzuteilen, dass man MS hat.

Hm, ich war damit recht früh dran und ich hätte mir, so im Nachhinein betrachtet, vielleicht etwas mehr Zeit lassen sollen. Wie viel? Keine Ahnung. Es war so ungefähr vier Wochen nach der Diagnose, dass ich damit über den Tisch kam. Der Fehler war der, dass ich selbst noch zu wenig wußte und nach Lösungen suchte. So wußte es mein Süßer und eine enge Freundin und das war gut so. Wir hatten uns alle mal in Trauer gewältzt, hatten Tränchen vergossen, gehadert und waren wütend gewesen und ich war dann ziemlich schnell zum Schluß gekommen, dass ich jetzt ohnehin nichts ändern konnte. Die Trulla war da und leider gab es keinen Schalter für Reklamationen oder so. Ich musste sie behalten.

Also begann ich damit, mich zu informieren. Und zog mich für einen Moment zurück, was für mich das Beste war aber auch der Druck von außen stieg dadurch. Warum ich leise war, zurückgezogen. Das wollten viele wissen. Das nervte und nach vier Wochen verbreitete ich die Info.



Was ich damit nicht berechnet hatte war, dass viele Menschen, die sich so in unmittelbarer Nähe zu mir befanden in eine Panik und Hektik verfallen würden.  Dass sie einen Fragenbombenhagel auf mich losließen, gepaart mit ganzen Schauern voller vermeintlich guter Ratschläge, Mitleid und anderen Dingen, die ich scheußlig fand.

Damit wurde ich nicht fertig und als ich dann noch die Leute trösten musste, weil ich MS habe, hat mich das enorm negativ beeinträchtigt. Auch weil ich mich in Situationen drängen ließ, die zu dem Zeitpunkt nicht besonders gut für mich waren. Wie zum Beispiel den Schub der "Behinderung".  In den hat man mich damals echt schnell gestopft. Was offenbar am einfachsten war, stand man vor etwas, was irgendwie bis heute für viele Menschen ein Mysterium ist. MS.

Dabei entsprach das ja gar nicht den Fakten. Ich war nicht behindert. Ich war chronisch und nicht heilbar erkrankt. Und sich da selbst wieder zu befreien, ist schwierig und mühsam und etwas, das keiner wirklich braucht. 

Das würde ich jetzt anders machen. Ich würde es erst dann sagen, wenn ich stabil bin und weiß, dass ich das Bündel aus Hektik, dummen Fragen und weisen Ratschlägen irgendwie bewältigen kann. Und wenn mir klar ist, wo ich mich befinde und was ich machen werde. Etwas, das ich so nur jedem empfehlen kann, der gerade damit loslegt mit MS zu leben. Letztlich ist es erst mal eine ureigene Angelegenheit, eine Sache der Intimsphäre. Etwas, mit dem man erst mal selbst klarkommen muss und solange das nicht der Fall ist, Deckel drauf.

Wichtig dabei ist einfach auch, dass man einschätzen kann, wie die Reaktionen ausfallen könnten und dann zu entscheiden, ob man abwartet oder nicht. Das ist bei jedem und jeder anders und sehr individuell.

Heute? Ist es ok, wenn man mich in Schubladen stopft, ich bin da ein Stehaufmännchen und schnell wieder raus. Es war ein schwieriger Weg, aber einer der sich gelohnt hat. Heute kann ich wieder zu mir und dem Fräulein Trulla stehen.

Gehts Euch gut? Oder philosophiert Ihr auch so ein wenig zum Jahreswechsel?

Liebe Grüße
Birgit



Text: Birgit Bauer 
Bilder: Pixabay.com 






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