Donnerstag, 8. März 2018

#Weltfrauentag ... über Gedanken und Zwiespälte und derlei.

Achtung: Dieser Blogpost könnte eventuell Spuren von Ironie enthalten! ;-) 

Es ist also soweit. Der Weltfrauentag ist da. Der Tag, an dem Frauen daran erinnern, dass sie weniger Geld verdienen als Männer, dass das mit der Gleichbehandlung bis heute ein Problem ist und #metoo lebt in meiner Tageszeitung hoch, neben den Damen aus der Gegend, die man beispielhaft für tolle Leistungen in Szene setzt. Alles gut und schön. Und es geht ja weiter.

Es gibt z. B. Infografiken wie diese, in der es darum geht, wie viel Frauen in Europa weniger verdienen und vieles mehr.



Und auch in den Geschäften lebt die Frau heute hoch. Es gibt Röschen, Sekt for free und Brillenputztücher. Es gibt Rabatte für Frauen und ein bisschen Schokolade. Frau fühlt sich geehrt. In einigen Fällen. Das habe ich mitbekommen, als ich so eine kleine Runde zog.

Alles ist ganz wunderbar. Frau lebe hoch. Darauf noch ein Schlückchen Mädchenbrause.

Doch was ist wirklich der Grund? Für diesen "Weltfrauentag"? Es ist die Gleichberechtigung, die sich nicht mit Schokolade ausdrücken lässt, für mich übrigens auch kein Zeichen von besonderer Wertschätzung. Ich frage mich worin der Sinn dieser großzügigen Ehrungen liegt, ändern tut weder ein Röschen noch etwas, noch ein Glas Sekt.

Es geht um viel mehr oder? Eigentlich. Es geht darum, dass Frauen bis heute weniger verdienen als Männer, nicht unbedingt in allen Berufen, aber in vielen Fällen. Es geht darum, dass mir mein Mann bis 1977 schriftlich hätte erlauben müssen, dass ich arbeite und das mit der Wahl? Das wäre vor 100 Jahren, solang dürfen Frauen zur Wahl gehen - ein Jubiläum also, nicht möglich gewesen.

Mehr Infos zum Weltfrauentag gibt es übrigens hier: Quelle: T-Online

Ich bin zwiegespalten, was diesen Weltfrauentag betrifft. Ich finde es richtig und wichtig, dass Frauen für ihre Rechte einstehen, bitte nicht falsch verstehen, dass man ab und an laut werden muss, ist völlig richtig und ok, aber bräuchten wir nicht mehr als einen Tag Aufmerksamkeit?
Auch die Herren, wie das Herzblatt, für die es selbstverständlich ist, auf einer Ebene mit mir als Frau zu leben, weiß ich zu schätzen. Und ich wertschätze die Kämpfe, die die Frauengenerationen vor mir geführt haben, die Zeiten, in denen sie diskutierten und demonstrierten, dass ich heute wählen kann, einen Job machen kann und selbst entscheidungsfähig bin.

Aber: Wir, die wir mit chronischen oder lange andauernden Erkrankungen leben, müssen das täglich. Also für Rechte kämpfen. Diskussionen mit Ärzten, Krankenkassen, dem Chef und Ämtern sind ein Teil. Dazu kommt oft genug der Erklärungsbedarf, wenn etwas nicht klappt weil uns die Erkrankung ein Schnippchen schlägt und andere deshalb beleidigt sind. (Gibt es auch!)
Manchmal sind es Diskussionen und Auseinandersetzungen, die über das eigene Limit gehen, Dinge, die anstrengend sind und dort Energie absaugen, die wir eigentlich für andere Dinge bräuchten. Das Leben an sich beispielsweise. Oder ein Gespräch mit einer Freundin oder einem Freund.

Wenn ich mir überlege, wie oft mir die MS schon die Tour versaut hat, egal in welcher Hinsicht, dann könnte ich täglich Weltfrauentag feiern. Oder Birgittag. :-) Oder Trullatag. Nur mit dem Unterschied, dass es nur ganz wenige, mir nahe Menschen interessiert, wenn ich mal wieder im Nachteil bin und für meine Bedürfnisse wie regelmäßige Physiotherapie "demonstriere".

Weil die MS mal wieder ihr Veto einlegt. Danach fragt aber keiner. Es hat sich noch nie jemand erkundigt, wie benachteiligt ich mich fühle oder wo ich mir persönlich mehr Gleichberechtigung als Frau mit chronischer Erkrankung wünschen würde.
Mal weg vom Geld oder vom Job oder vom Wahlrecht. Sondern als Frau, die mit einer chronischen Erkrankung und den damit verbundenen Widtrigkeiten durchs Leben muss. Mit Vorurteilen und dem häufigen Mitleid, das keinen weiterbringt und mit den oft mühsamen Diskussionen oder auch den Recherchen, die zu machen sind, on top versteht sich, um zu verstehen, warum jemand einen Antrag oder derlei ablehnt. 

Wenn ich mir ansehe, was heute hier durch den Newsticker kommt, von wegen Frauen in der IT sind unterrepräsentiert, Frauen in Vorständen auch und in der Politik vielleicht ebenfalls, alles gut und schön. Und dass hier die Frauen für Gleichstellung demonstrieren auch.
Es ist auch supertoll, dass ich heute nen Kerl an der Supermarktkasse sah, der Bündel von roten Rosen kaufte und erklärte, dass das nur zwecks dem Weltfrauentag sei. Weil er sonst Ärger Zuhause kriegt. Wo hier dann der Weltfrauentag und dessen eigentlicher Sinn war, blieb mir verborgen, scheint so wie Valentin zu sein. 
Ich finde es auch ganz arg klasse, dass abgestandener Sekt im Klamottenladen angeboten wird, um die Frauen hochleben zu lassen. Das ehrt Euch, aber ist es richtig? Bringt das wirklich Gleichstellung? Übrigens, die Blume des Weltfrauentages ist keine Rose, sondern eine rote Nelke, aber das nur am Rande.



Und bei all dem Gedöns, das heute stattfindet und morgen längst vergessen ist, frage ich mich, was mit denen ist, die neben all diesen wahnsinnig wichtigen Themen sich einfach nur wünschen würden, etwas mehr normales oder zumindest leichteres Leben zu bekommen? Wer spricht für sie, die Frauen, die eben nicht gesund sind.

Nachdenklich!

Birgit

Bilder:
Statista
Pixabay.com

Text: Birgit Bauer 

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